[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 27. Januar 2021]

Die Chemieproduktion in Deutschland wird nach einem Rückgang von knapp 3 % im Jahr 2020 in diesem Jahr wieder wachsen. Die Corona-Pandemie wird zwar weiterhin eine einschränkende Rolle spielen und eine stärkere Erholung im ersten Halbjahr verhindern. Im zweiten Halbjahr sollte aber zunehmend Normalität einkehren, auch wenn die Chemiekonjunktur traditionell dann saisonbedingt etwas schwächer ausfällt.

Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft ist die deutsche Industrieproduktion 2020 gegenüber 2019 um schätzungsweise 5 % zurückgegangen. Auch die Chemieindustrie hat im Zuge der Corona-Pandemie Produktionseinbußen hinnehmen müssen. Diese fielen jedoch geringer aus als die der Gesamtindustrie. Dies liegt an der Heterogenität des Chemiesektors und den unverzichtbaren Produkten, die einige Subsegmente während der Krise bereitstellen konnten. Weltweit konnte einzig China im vergangenen Jahr einen Zuwachs der Produktion verzeichnen. Diese Entwicklung ist nachhaltig und wird sich mittelfristig weiter verstärken. Für 2021 erwartet die IKB für den Chemiesektor in Deutschland wieder ein verhaltenes Produktionswachstum von ca. 2 %.

Petro- und Basischemikalien erstaunlich robust

Das Geschäft mit Petro- und Basischemikalien ist naturgemäß zyklisch. Trotzdem hat die Produktion in beiden Segmenten im Jahr 2020 sogar leicht zulegen können. Dies ist in der Größe der Anlagen begründet, die normalerweise nicht kurzfristig heruntergefahren werden. Auch die Nachfrage nach Schutzmaterialien und Verpackungen, die auf Basis der großvolumigen Vorprodukte hergestellt werden, hat die Produktion gestützt. Des Weiteren hat der zwischenzeitlich sehr niedrige Ölpreis die Naphtha-Cracker in Europa kostenseitig gegenüber den Erdgas-Crackern in Nordamerika wettbewerbsfähig gemacht. Für 2021 rechnet die IKB in diesem Segment mit einem weiterhin stabilen Produktionsgeschehen. Im direkt anschließenden Kunststoffsegment hat sich die Flaute des Automobilbaus bemerkt gemacht und konnte durch eine erhöhte Nachfrage an Verpackungen und Schutzausrüstung nicht wettgemacht werden. Die Produktion ging deutschlandweit um ca. 2 % zurück. Für 2021 rechnet die IKB auch hier mit einer stabilen Produktion bzw. mit Potenzial nach oben, wenn sich die Automobilindustrie stärker erholen sollte, als erwartet.

Strukturelle Veränderungen werden durch Krise beschleunigt

Seit einigen Jahren werden verschiedene Subsegmente der Chemieindustrie in Deutschland strukturell immer schwächer. Diese Entwicklungen wurden durch die Pandemie noch einmal verstärkt. Massive Produktionseinbrüche hat es beispielweise bei synthetischem Kautschuk, Chemiefasern sowie Farbstoffen und Pigmenten gegeben. Diese Subsegmente konsolidieren sich aktuell global und haben ihre Hauptabnehmer mittlerweile außerhalb der EU. Deutsche Mittelständler, so es sie denn noch gibt, haben es größtenteils schwer, sich in diesem Umfeld zu behaupten. Positiv überraschen konnten im Jahr 2020 die Hersteller von Pflanzenschutz- und Desinfektionsmitteln, da ihre Produkte durch die Krise entweder kaum betroffen oder im Fall von Desinfektionsmitteln stark nachgefragt wurden. Weiterhin haben sich die sonstigen Spezialchemikalien wacker geschlagen und kaum Produktionseinbußen hinnehmen müssen. Dieses Subsegment ist in Deutschland besonders stark und wird 2021 zum Gesamtwachstum der Chemieindustrie maßgeblich beitragen.

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Sven Anders, CFA
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