[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 7. Juli 2020]

Das Konsumverhalten in Apotheken hat sich seit Beginn der Coronakrise deutlich verändert: So lag die Nachfrage nach Mund-Nasen-Schutzmasken in den Kalenderwochen 20 bis 23 1.506 % über dem Vorjahresniveau. Der Absatz von Desinfektionsmitteln stieg auf 207 % des Vorjahreswertes.

Der Arzneimittelabsatz stieg in Deutschland bis zum Inkrafttreten der Kontaktbeschränkungen

Der Apothekenabsatz weist 2020 unübliche Schwankungen auf. Eine erste signifikante Erhöhung des Absatzes ist für Kalenderwoche 2 erkennbar. Zu diesem Zeitpunkt stieg die mediale Aufmerksamkeit für das Corona-Virus, obwohl es noch keine Infektionsfälle in Deutschland gab. Die Arzneimittelnachfrage stagnierte in den nächsten Wochen auf diesem erhöhten Niveau. In den Kalenderwochen 10-12 wuchs der Arzneimittelabsatz erneut sprunghaft an. In diesem Zeitraum schlossen Schulen und Kindertagesstätten sowie Grenzen. Aus Angst vor Lieferengpässen und Arzneimittelknappheit „hamsterten“ Verbraucher nicht nur Toilettenpapier: Die Arzneimittelnachfrage erreichte in Kalenderwoche 12 ihren Höhepunkt – in dieser Woche traten die Kontaktbeschränkungen in Kraft. Die Arzneimittelnachfrage stagniert seitdem mehr oder weniger auf einem niedrigeren Niveau, das sich aber immer noch über dem des Jahresanfangs befindet.

Der Absatz der deutschen Apotheken lag in der ersten Juniwoche 2,0 % unter dem Vorjahresniveau, während sich der Umsatz um 3,7 % erhöht hat. Auffällig ist, dass der Verkauf verschreibungsfreier Arzneimittel und Gesundheitsmittel (OTC) inkl. Desinfektion (- 4,2 %), Kosmetik und Körperpflege (- 4,4 %) sowie Ernährung ohne Nahrungsergänzungsmittel (- 9,8 %) gesunken ist. Der Absatz verschreibungspflichtiger Arzneimittel hingegen stagnierte im Betrachtungszeitraum (- 0,5 %), während der von Produkten des medizinischen Sachbedarfs, z. B. Tests, Hilfsmittel und Mund-Nasenschutz um 5,4 % gestiegen ist. Innerhalb der OTC-Arzneimittel profitieren insbesondere Vitamine, Mineralstoffe und Nahrungsergänzungsmittel mit einer Absatzsteigerung in Höhe von 7,6 % im Vergleich zum Vorjahr.

Verbraucher greifen vermehrt auf digitale Lösungen zurück

Die Veränderung des Konsumentenverhaltens wirkt sich nicht nur auf die unterschiedlichen Segmente der Arzneimittel aus, sondern auch auf die Nutzung digitaler Angebote. Während die Face-to-Face-Interaktionen mit Ärzten in Deutschland im Juni 68 % unter dem Vorjahresniveau lag, hat die Interaktion per Telefon oder Internet um 36 % zugenommen. Auch der Apothekenversandhandel profitiert von den Entwicklungen, insbesondere bei Schmerz-, Husten- und Erkältungsmitteln. Laut einer Analyse des OTC-Markts von SEMPORA Consulting lagen die Apothekenumsätze Ende Mai auf 69 % des Vorkrisenniveaus während Versandapotheken  mit einem 80 % bisher besser durch die Coronakrise kommen.

Ob sich Verbraucher langfristig umstellen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen und ist auch vom weiteren Verlauf der Coronakrise abhängig. Es bleibt spannend zu beobachten, ob auch nach der Krise digitale Angebote vermehrt genutzt werden oder ob der persönliche Kontakt mit Arzt und Apotheker dann wieder bevorzugt wird.

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Sven Anders, CFA
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