[Consumer & Retail-Information vom 22. August 2019] Kaum jemand kann sich der faszinierenden Welt der Consumer Electronics entziehen, weder der natürliche Skeptiker, der alles Neue argwöhnisch hinterfragt, noch der technologieaffine Trendsetter, der jede technische Neuerung ausprobiert und stets am Puls der Zeit sein möchte.
Die Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik in Deutschland (gfu) sieht aktuell innovative technische Entwicklungen z. B. bei Sprachsteuerungssystemen, die Künstliche Intelligenz (KI) verwenden, bei Mobilgeräten für Zukunftsnetze in 5G mit den ersten serienreifen Smartphones, bei flexiblen Bildschirmen und Displays zum Einrollen oder Zusammenfalten, 360-Grad-Sound mit tatsächlichem Raumklang und drahtlosem Musikstreaming.
Betrachtet man den prognostizierten flachen Umsatzanstieg in Deutschland über die nächsten 5 Jahre (durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von nur ca. 0,4 %) und in diesem Zusammenhang den stetig steigenden Online-Anteil am Umsatz, so stellt sich die Frage, wie Händler auf die Innovationen und deren Implikationen für das eigene Geschäftsmodell reagieren müssen und können, um in einem nahezu gesättigten Markt erfolgreich zu sein.
Gespräche mit Händlern von Consumer Electronics-Produkten zeigen, wie schnelllebig die Produktzyklen mittlerweile geworden sind und dass innovative Technologien eben nicht nur kurzfristig als trendige Umsatzbringer für das eigene Produktsortiment Relevanz besitzen, sondern vor allem in strategischer Hinsicht auch für das eigene Geschäftsmodell, da sie sich als disruptiv herausstellen können.
Hier sind insbesondere stationär verankerte Händler oder Handelsverbünde herausgefordert, dem zunehmenden Umsatzabzug zu Gunsten von Online-Pure-Playern zu begegnen. Gerade im Omnichannel-Ansatz liegen noch einige Potenziale bei beratungsintensiven und zunehmend teuren Produkten für TV oder Mobilfunk. Über stationäre Beratungszonen mit Cross-Selling-Potenzial für z. B. Haushaltselektronik und Audio lassen sich Kunden zurückholen und/oder auf mehreren Kanälen gleichzeitig betreuen, etwa durch raschen Online-Preisvergleich von CE-Produkten sowie Empfehlung zum Beratungsgespräch beim nächsten stationären Händler mit parallelem Abgleich der Produktverfügbarkeit. Hier sind zahlreiche Kombinationen vorstellbar, die Künstliche Intelligenz für Händler nutzen, aber nicht ohne Investitionen in die IT möglich sind und auch Implikationen für Standort, Logistik und Marketing mit sich bringen.
Roland Flicker ist Director in der Industriegruppe Consumer & Retail der IKB. Er betreut Unternehmen aus den Branchen Konsumgüter und Handel und ist involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Herr Flicker besitzt einen MBA der Columbia / New York sowie der London Business School und verfügt über langjährige Erfahrungen im Corporate- und Investmentbanking.
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