[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 11. Januar 2024]

Die Chemieproduktion in Deutschland ist im Jahr 2023 um ca. 11 % gesunken. Durch niedrigere Erzeugerpreise sind die Umsätze gar um ca. 12 % zurückgegangen. Die größte Herausforderung für die meisten Unternehmen ist die deutlich rückläufige Nachfrage. Des Weiteren beklagen Chemikalienproduzenten die aufwändige Bürokratie in Europa und Deutschland, hohe Energiepreise und hohe Arbeitskosten. Doch auch die globalen Chemiemärkte sind derzeit konjunkturell belastet. Die globale Chemieproduktion ist laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) in den Monaten Januar bis Oktober 2023 lediglich um 2 % gewachsen. Getrieben wurde dieses Wachstum ausschließlich von Asien (+5,6 %) und hier in erster Linie von China (+9,5 %). In allen anderen Weltregionen war die Produktion in den ersten zehn Monaten 2023 rückläufig. Den stärksten Rückgang hatte Westeuropa mit einem Rückgang von 8,9 % zu verzeichnen.

Konjunkturaussichten lassen kaum Wachstum erwarten

Die IKB erwartet für das Jahr 2024 ein reales Wachstum des weltweiten BIP von 2,2 %. Auf die Euro-Zone entfallen voraussichtlich 0,3 % Wachstum und auf Deutschland 0,1 %. Überkapazitäten der globalen Chemieindustrie existieren auch bei leicht anziehender Nachfrage, sodass teure Produktionen aus Westeuropa gedrosselt bleiben und Importdruck vorherrschen wird. Der VCI erwartet für die deutsche Chemieindustrie neben einem Rückgang im Inlandsumsatz von 4 % auch einen Rückgang im Auslandsumsatz von 2 %. Während der VCI davon ausgeht, dass sich die Chemieproduktion in Deutschland im Jahr 2024 stabilisiert, prognostiziert die IKB einen moderaten Rückgang der Produktion um weitere ca. 1,3 %. Zwar zeigt sich seit Mitte des Jahres 2023 eine Bodenbildung bei den Produktionsdaten, doch eine kurzfristige Erholung und damit verbundenes Wachstumspotenzial sind derzeit nicht in Sicht, da positive Impulse aus der Gesamtwirtschaft fehlen.

Energie- und Rohstoffpreise haben sich normalisiert

Seit März 2023 haben sich Gas-, Strom- und Rohstoffpreise auf einem Niveau eingependelt, das man als „Neues Normal“ ansehen kann. Während Preise für Erdgas im Mittel zwischen 30 und 40 € / MWh liegen, zeigen die Strompreise Werte von ca. 100 € / MWh. Die Preise für Naphtha, dem Grundstoff vieler europäischer Chemiewertschöpfungsketten, liegen bei ca. 650 US-$ / t. Diese neuen, mittelfristig stabilen Preise sorgen bei gleichzeitig geringer Nachfrage für einen Margenverfall in einigen chemischen Wertschöpfungsketten. Dementsprechend liegt die Anlagenauslastung derzeit auch deutlich unter dem langfristig notwendigen Mittel von ca. 82 %.

Zusammenfassend erwartet die IKB ein herausforderndes Jahr 2024 für die deutsche Chemieindustrie. Die Unternehmen verlieren Marge angesichts hoher Kosten und niedriger Nachfrage bei sinkenden Preisen. Unternehmen mit hoher Innovationskraft und starker Wertschöpfung können diesem Trend ein Stück weit entgegenwirken, doch gerade in der Basischemie, die das Rückgrat vieler Industriezweige ist, bleiben die Bedingungen herausfordernd.

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Dennis Rheinsberg
Direktor und Head des Sektorteams Energy, Utilities & Resources
E-Mail: dennis.rheinsberg@ikb.de