[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 14. August 2023]

Sowohl die Auswertungen des deutschen ifo-Instituts als auch die von S&P Global sprechen eine deutliche Sprache. ifo-Index und PMI (Purchasing Managers‘ Index) zeigen für die Chemische Industrie geringere Erwartungen. Die Ergebnisse des zweiten Quartals der europäischen Chemieunternehmen passen in dieses Bild. Gewichtet nach Marktkapitalisierung haben die Produzenten die Analystenerwartungen in Bezug auf den Umsatz um 5,3 % und im EBITDA um 7,0 % verfehlt. Rezessionstendenzen in Europa, Lagerabbau bei Kunden, fehlende Nachfrage außerhalb der Automobilindustrie und eine Erholung in China, die schwächer ausfällt, als erwartet, drücken die Ergebnisse. Von den europäischen Unternehmen, die bereits berichtet haben, konnten lediglich Perimeter Solutions (+16,4 %), Solvay (+11,9 %) und Lanxess (+4,3 %) die Analystenerwartungen in Bezug auf den Umsatz übertreffen. Dies ist unter anderem sehr defensiven Analystenschätzungen geschuldet. Beim EBITDA konnten Borregaard (+19,5 %), Perimeter Solutions (+17,3 %), Arkema (+3,6 %), LyondellBasell (+3,4 %), Solvay (+3,4 %), Hexpol (+3,3 %) und Covestro (+0,4 %) positiv überraschen. Erste Unternehmen führen weitreichende Kostensparprogramme ein und überlegen, einzelne Betriebsstätten längerfristig zu schließen. Der Großteil der Managerinnen und Manager erwartet für das zweite Halbjahr keine signifikante Erholung, allerdings scheint der Boden der niedrigen Nachfrage erreicht. Hierfür sprechen auch im Vergleich zu den ersten 3 Monaten bessere Rentabilitätskennzahlen im zweiten Quartal dieses Jahres.

Lagerabbau hemmt Auftragseingang

Aufgrund der niedrigen Nachfrage nach Konsumgütern und hohen Erzeugerpreisen haben Kunden die letzten Monate genutzt, um ihre Läger zu leeren und Working Capital abzubauen. Nach dem Ende der pandemiebedingten Störungen der Wertschöpfungsketten genügen wieder geringere Vorratsmengen. Nichtsdestotrotz ist ein Ende des Lagerabbaus absehbar, da ein bedeutender Teil des Potenzials bereits in den letzten Monaten ausgeschöpft wurde. Die Nachfrage in der ersten Jahreshälfte wurde von Marktteilnehmern bereits mit dem Nachfrageeinbruch im Zuge der Finanzkrise aus dem Jahr 2008 verglichen. In Deutschland ist daher die Kapazitätsauslastung der Anlagen laut ifo-Institut im Juli 2023 auf ca. 75,9 % heruntergefahren worden. Das langfristige Mittel liegt bei ca. 85 %.

IKB rechnet mit Bodenbildung in der globalen Chemiekonjunktur

Global rechnen wir mit einer sanften Erholung der Chemiekonjunktur im zweiten Halbjahr. Die Auftragseingänge sollten wieder vorsichtig anziehen und die Erzeugerpreise dürften sich weiter stabilisieren. Es werden jedoch relevante Herausforderungen bestehen bleiben: Der chinesische Export schwächelt, das Energiepreisniveau in Europa bleibt hoch und der Inflationsdruck spürbar. Speziell in Europa erwarten wir lediglich eine Stabilisierung der aktuellen Situation und keinen Aufschwung auf breiter Front. Zulieferer der Automobilindustrie werden weiterhin robuste Mengen und Margen liefern, konsumnahe Bereiche stehen weiterhin vor Herausforderungen.

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Sabine Steinbach 
Abteilungsdirektorin 
Consumer/Retail, Logistics & Health 

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