[Consumer & Retail-Information vom 7. Mai 2024]

Das vergangene Jahr war für die deutsche Ernährungs- und Getränkeindustrie bestimmt von einer ausgeprägten Konsumzurückhaltung und Preisorientierung der Verbraucher bei ausgesprochen volatilen sowie in der Breite steigenden Kosten. Im Lebensmitteleinzelhandel stand zum Jahresende ein nominales Umsatzplus von 5,9 % gegenüber dem Vorjahr zu Buche, die realen Umsätze gingen allerdings um 3,9 % zurück. Der Außer-Haus-Konsum verzeichnete 2023 in der Gastronomie und im Catering ein nominales Umsatzplus von +6,1 % bzw. 12,1 %, im Vergleich zu 2019 lagen die realen Umsätze allerdings mit -12,7 % bzw. -11,3 % deutlich im Minus.

Was signalisieren die aktuellen Daten zu Inflation, Konsumentenstimmung und Geschäftsklima?

Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 lag das Umsatzniveau im Lebensmitteleinzelhandel 2023 um 21,4 % höher, real aber um 5,0 % niedriger, was nochmals den enormen Preisauftrieb in den letzten Jahren unterstreicht. Im laufenden Jahr hat der Inflationsdruck merklich nachgelassen. Für Nahrungsmittel meldet DESTATIS in den Monaten März und April eine Teuerungsrate von -0,7 % bzw. +0,5 % (vorläufig). Im Januar 2024 hatten sich Nahrungsmittel im Jahresvergleich noch um annähernd 4 % verteuert. Die Inflationsrate insgesamt bewegt sich bei 2,2 % und damit auf dem Niveau, das die IKB mit 2,3 % aktuell für das Gesamtjahr 2024 prognostiziert. Die Voraussetzungen sind – wenn auch nicht in allen Produktgruppen, z.B. Saft oder Süßwaren – preisseitig in Summe gegeben, der Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel Rückenwind zu geben.   

Vor allem der nachlassende Preisanstieg bei gleichzeitig erwarteten Einkommenssteigerungen führt dazu, dass sich die Verbesserung der Verbraucherstimmung fortsetzt. Die Ergebnisse des GfK Konsumklimas für Mai zeigen eine Erholung zum dritten Mal in Folge. Zwar liegt der Indikator mit einem Wert von -24,2 immer noch auf einem niedrigen Niveau, erreicht aber trotzdem ein Zwei-Jahres-Hoch. Die Verbesserung der Anschaffungsneigung bleibt hinter dem Anstieg bei den Einkommenserwartungen zurück, was sich dahingehend interpretieren lässt, dass langlebige Güter und großvolumigere Anschaffungen, z.B. Möbel, bis auf weiteres weniger von der Aufhellung der Verbraucherstimmung profitieren werden als Güter des täglichen Bedarfs. Für eine im Trend weitere Erholung des Konsumklimas, zumindest aber für eine Stabilisierung in einem weiterhin sehr fragilen konjunkturellen und geopolitischen Umfeld, spricht, dass auch die Konjunkturerwartungen der Verbraucher mit einem Wert von 0,7 wieder in den positiven Bereich gedreht haben.     

Das Ifo-Geschäftsklima für den Einzelhandel mit Nahrungs-, Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren hat sich im April deutlich auf -6,9 (Vormonat -25,6) verbessert und auch die Geschäftserwartungen ziehen von einem niedrigen Niveau aus kommend auf -16,7 nach. Damit ist das Geschäftsklima im Lebensmitteleinzelhandel im April besser als im Einzelhandel insgesamt (-14,0) und kämpft sich langsam aus dem Tief des Vorjahres.

Das Bild im Lebensmitteleinzelhandel stützt den Ausblick

Für das Jahr 2024 erwartet die IKB für den Lebensmitteleinzelhandel ein reales Umsatzplus von rund 2,5 % bei einer nominalen Umsatzsteigerung von 4,5 bis 5,0 %. Damit bewegt sich die Erwartung auf Gesamtjahresniveau etwas oberhalb der laut DESTATIS aufgelaufenen Werte für das erste Quartal 2024 in Höhe von +1,9 % real und +4,7 % nominal.

Auch die Daten von CPS GfK weisen für das erste Quartal 2024 bis auf den Fachhandel reale Umsatzzuwächse in allen anderen Vertriebsschienen für Fast Moving Consumer Goods auf. Über alle Betriebs-typen hinweg betrug das Absatzplus 2,6 %. Drogeriemärkte lagen sowohl nominal mit +11 % als auch real mit +7,6 % an der Spitze. Der Lebensmittelfachhandel hingegen konnte weder das nominale noch das reale Umsatzniveau des Vorjahreszeitraums halten. Das Absatzminus lag bei annähernd 13 %.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt der Analysen von CPS GfK sind beobachtete Verschiebungen zwischen den Markensegmenten im ersten Quartal. Überdurchschnittliche Zuwächse bei Premiumhandelsmarken und Marktführer-marken bei gleichzeitig sinkenden Marktanteilen der Preiseinstiegshandelsmarken können als Signal in Richtung einer wieder steigenden Qualitätsorientierung der Konsumenten gewertet werden.

Gaststätten hinken der Erholung hinterher, Caterer schließen langsam wieder auf   

Im Außer-Haus-Geschäft zeigt sich in den ersten beiden Monaten 2024 (aktuellere Zahlen liegen bislang nicht vor) keine durchgreifende Erholung in der Breite der Absatzkanäle. Die Umsätze in der Gastronomie lagen laut DESTATIS kumuliert bei nominal +1,7 %, real aber -1 % unter Vorjahresniveau, wobei hierunter Caterer um
+5,9 % nominal und um +3 % real zulegen konnten. Belastend wirkt sich definitiv die Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie zum Jahreswechsel auf den „alten“ Satz von 19 % aus, was absehbar Absatz kostet. Der Branche wird es damit schwerfallen, das reale Umsatzminus im Februar 2024 gegenüber Februar 2019 in Höhe von rund 14 % im Jahresverlauf auch nur annähernd aufzuholen.

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Sabine Steinbach 
Abteilungsdirektorin 
Consumer/Retail, Logistics & Health 

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