Jüngste Daten bestätigen eine Bodenbildung im Verarbeitenden Gewerbe und geben Hoffnung, dass ein weiterer Rückgang in der Produktion für das Jahr 2025 verhindert wird. Der konjunkturelle Auftrieb bleibt jedoch überschaubar – vor allem im aktuellen Jahr und im Schatten hoher Unsicherheiten. Branchen- und standortspezifische Themen werden weiterhin die Entwicklung einzelner Branchen entscheidend prägen. So besteht ein hohes Prognoserisiko, aber auch ein hohes Wachstumspotenzial – vor allem im kommenden Jahr, wenn die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts verbessert wird.  

Bild eines Solarparks und Windparks im Bau

Jüngste Daten können überzeugen …

Die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes ist im März mit 3 % zum Vormonat und mit 0,1 % zum Vorjahr angestiegen. Nach einem Rückgang in der Produktion von 4,6 % im Jahr 2024 bestätigen die Zahlen zumindest eine Bodenbildung in der Industrie. Doch auch die Auftragseingänge für März konnten überzeugen und mit 3,6 % zum Vormonat zulegen. Hierbei ist die europäische Nachfrage für deutsche Investitionsgüter mit über 10 % angestiegen, was eine anziehende Investitionsaktivität andeutet. Dennoch ist für das erste Quartal ein Rückgang in den Auftragseingängen zum Vorquartal von 2,3 % zu verzeichnen. Hierfür war vor allem das Inland und nicht der Euro-Raum verantwortlich.

… doch wie sind sie zu werten?

In den letzten Jahren war die Industriekonjunktur geprägt von einer generell schwachen globalen Nachfrage. Diese Entwicklung war sowohl auf konjunkturelle Faktoren als auch auf den wachsenden Wettbewerb mit China zurückzuführen. Ebenfalls von Bedeutung waren die Angebotsthemen bzw. Schocks am Standort Deutschland. Denn Unternehmen haben auf schwache Nachfrage und steigenden Wettbewerb vor allem mit Auslagerungen und dadurch eher mit Kostensenkungen als mit Investitionen in Forschung und Entwicklung reagiert. So stagnierte trotz globalen Wachstums die Wertschöpfung nun schon über mehrere Jahre. Fehlende Investitionen führten zu einer sinkenden Produktionskapazität, verstärkt durch Transformationsziele, technologische Disruptionen sowie hohe Energiepreise. In der Folge haben neben Konjunktur vor allem Angebotsthemen die Entwicklung in vielen Branchen geprägt. Was ist nun der Ausblick für dieses und das kommende Jahr? Und in welchem Maße beeinflussen strukturelle Themen die Produktion am Standort Deutschland stärker als konjunkturelle Dynamiken?

Globale Erholung bleibt fragil, …

Der aktuelle globale Konjunkturausblick gibt wenig Hoffnung auf spürbare konjunkturelle Impulse in diesem und auch nicht im kommenden Jahr. Im Gegenteil, hohe globale Unsicherheit, eine abkühlende US-Wirtschaft und Spannungen im Welthandel belasten den Ausblick. So ist in diesem Jahr sogar von einem Rückgang des globalen Wachstums im Vergleich zum Vorjahr auszugehen. Die Weltkonjunktur allein wird nicht ausreichen, um die spezifischen lokalen und branchenspezifischen Herausforderungen zu überlagern und somit eine sichtbare Belebung der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe zu bewirken. Daher wird auch im Jahr 2025 ein weiterer Rückgang der deutschen Exporte erwartet.

… was den Druck auf Reformen hoch hält

Viele Hoffnungen beruhen auf einer schnellen Umsetzung der Vorschläge des Koalitionsvertrags. Hierzu gehören Themen wie die Beendigung der Gaspreisumlage, Senkung der Strompreise sowie Abbau bürokratischer Hürden. Andere bedeutende Themen wie Lohnkosten und Steuerlast werden hingegen kaum für Entlastung sorgen. Insgesamt dürften die im Koalitionsvertrag angegangenen Themen zur Verbesserung der Stimmung beitragen und damit perspektivisch die Investitionsaktivitäten fördern. Bedeutende Produktionsimpulse sind jedoch kurzfristig weniger zu erwarten.

Entscheidender werden die erhöhten Staatsausgaben in Form von direkten Investitionen, aber auch Subventionen sein. Der Koalitionsvertrag geht von einem Multiplier-Effekt von 3 aus. Sprich: 1 € Infrastrukturausgaben durch den Staat führen zu einem BIP-Anstieg von 3 €. Die Infrastrukturoffensive und damit erhöhte Binnennachfrage sollte Deutschland im Jahr 2026 ein Wachstum von über 1 % bescheren. In welchem Maße das Verarbeitende Gewerbe davon profitieren wird, bleibt abzuwarten. Sicherlich könnte der Effekt durch eine schnelle Umsetzung von Angebotsreformen erhöht werden.

Koalitionsvertrag, Sondervermögen und globale Konjunktur werden positive Impulse im Jahr 2026 setzen

Die Prognosen einzelner Branchen des Verarbeitenden Gewerbes sind stark von Annahmen zu strukturellen Themen geprägt. Denn wie schon in den Vorjahren wird die globale Erholung nicht ausreichend dominant sein, um Angebotsthemen ins Abseits zu stellen. Dies gilt vor allem für 2025, wo Konjunkturrisiken eher nach unten gerichtet sind und angebotsseitige Entlastungen nur begrenzt Auswirkung zeigen werden. Im Jahr 2026 könnte sich das Blatt hingegen wenden. Zum einen sollte sich die Unsicherheit rund um den globalen Handel etwas legen. Sprich: Trump sollte seine „Deals“ im Jahr 2025 größtenteils abschließen, was globale Handelsrisiken reduzieren wird. Zum anderen sollte die Euro-Zone vermehrt von sinkenden Zinsen profitieren, während Deutschland einen fiskalischen Schub und die Folgen von ersten Reformanstrengungen erfahren sollte. Dennoch wird aus globaler Perspektive für 2026 lediglich ein moderater Anstieg des Wachstums erwartet. Entscheidende Faktoren hierfür sind der Wachstumsausblick für die USA sowie bestehende Sorgen hinsichtlich des chinesischen Wachstumsmodells.

Seit 2018 ist die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt und insbesondere einzelner Branchen stark von strukturellen Problemen geprägt. In der Folge hat sich eine gewisse Entkopplung der lokalen von der globalen Produktion oder Wertschöpfung vollzogen – eine Entwicklung, die zunehmend auch bei den deutschen Exporten zu erkennen ist. Zudem hat sich der Gleichlauf zwischen den Branchen abgeschwächt, da branchenspezifische Themen einer einheitlichen konjunkturellen Entwicklung entgegenwirken. Infolgedessen ist die Aussagekraft aggregierter Daten des Verarbeitenden Gewerbes für einzelne Branchen reduziert. Auch ist von einem eher heterogenen Verlauf auszugehen, während im Jahr 2026 der Gleichlauf infolge einer allgemeinen konjunkturellen Verbesserung wieder ansteigen sollte.

Ausblick 2025/26 – Doppelter „Wumms“ oder nur zarter Konjunkturschub?

Doch wie stark werden Reformen und eine Stimmungsaufhellung den Investitionsstau in einzelnen Branchen lösen und Wachstum generieren? Um diese Unsicherheit etwas zu greifen, wurden im Folgenden zwei Prognosen erstellt. In der ersten Prognose (Szenario 1) haben strukturelle Themen, wie für den Zeitraum 2018 bis 2024 geschätzt, weiter Bestand. Jeglicher möglicher Einfluss von Reformen wird also ignoriert. In der zweiten Prognose (Szenario 2) werden diese geschätzten Hemmnisse für die Prognose 2025/26 eliminiert, sodass der Konjunktureinfluss auf die einzelnen Branchen allein entscheidend sein wird. Für beide Prognosen wird das gleiche konjunkturelle Umfeld unterstellt.

Da das Ausmaß und die Folgen von Reformen für einzelne Branchen eher schwer einzuschätzen sind, scheint eine einzelne Prognose mit hohem Prognoserisiko behaftet zu sein. Die beiden extremen Prognosen geben hingegen eine Wachstumsspanne wieder, für die eine höhere Eintrittswahrscheinlichkeit angenommen werden kann. Tabelle 1 zeigt die unterschiedlichen Szenarien für fünf Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Abb. 2 illustriert den Verlauf exemplarisch für die Chemieindustrie.

 

Einschätzung

  • Die konjunkturelle Stabilisierung, vor allem im Jahr 2026, sollte den Branchen des Verarbeitenden Gewerbes Rückenwind geben. Für 2025 ist jedoch eher von einer Bodenbildung bzw. moderaten Erholung auszugehen. Für viele Branchen ist ein weiterer Produktionsrückgang im Jahr 2025 nicht völlig auszuschließen.
  • Bis auf die Elektroindustrie wird der Ausblick für 2026 bei allen Branchen maßgeblich von der Annahme struktureller Veränderungen bestimmt. Strukturelle Veränderungen in Kombination mit konjunkturellem Rückenwind könnten hingegen die Wachstumsraten für 2026 spürbar steigern.
  • Der Ausblick für die deutsche Industrie bleibt von Reformen des Standorts abhängig. Dies bedeutet jedoch auch, dass die Zukunft weniger fremdbestimmt sein muss, als die hohen Exportquoten oftmals andeuten. Entscheidend wird sein, in welchem Maße Investitionen die Transformation und Wettbewerbsfähigkeit vorantreiben werden.
  • Da von Reformen ausgegangen werden kann, sehen wir die Prognose vor allem für 2026 näher an Szenario 2 als an Szenario 1. So ist grundsätzlich von einer Erholung der Branchen auszugehen, vor allem im kommenden Jahr. 
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