[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 11. September 2019] 2018 profitierten die Hersteller von Bauchemikalien insbesondere vom Rekord beim Wohnungsbau. Die von ihnen produzierten Spezialitätenprodukte nutzt das Baugewerbe, um die Substanz von Gebäuden zu stärken und die Menge an benötigtem Wasser und Zement zu verringern. Auf diese Weise trägt die Bauchemie zu einer höheren Stabilität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der erstellten Bauwerke bei. Das Segment umfasst die Produktgruppen Betonzusatzmittel, Asphaltadditive, Flammschutzmittel, Klebstoffe, Dichtstoffe, Schutzlacke, Imprägnierungen und sonstige Bauchemikalien. Die Stoffe kommen sowohl im Wohnungsbau also auch im gewerblichen Bau und bei Infrastrukturprojekten zum Einsatz. Betonzusatzmittel sind mit einem Marktanteil von rund 40 % die größte Produktgruppe des Segments. Wachstumstreiber sind die Tendenz zu höherwertigen Materialien, der Wunsch nach langlebigen Gebäuden, eine wachsende Urbanisierung sowie Konjunktur- und Regierungsprogramme in Schwellenländern. China hat in 2014 den „New Style Urbanization Plan 2020“ eingeführt und hat seither zweistellige Wachstumsraten in der Bauindustrie verzeichnet. Das Land ist parallel dazu mittlerweile zum größten Markt für Bauchemikalien aufgestiegen. Neben den großen Anbietern wie Ashland, BASF, Bostik (Arkema), Dow, Mapei und Sika konkurrieren in Deutschland mit ARDEX, BYK (ALTANA), CHT, MC Bauchemie, Remmers und Uzin Utz einige mittelständische Produzenten um Marktanteile.
Schwellenländer wachsen dynamisch
Bauchemikalien finden sowohl bei Neubauten, als auch bei Renovierungen und Instandhaltungen Verwendung. Hier zeigen sich global zwei verschiedene Trends. Laut einem UN-Bericht wird die Weltbevölkerung bis 2030 auf 8,5 Milliarden Menschen anwachsen. Der Großteil des Wachstums wird aus Asien und Afrika stammen. Hier erwartet die IKB die höchsten Steigerungsraten im Segment der Bauchemikalien, da mit dem Bevölkerungswachstum eine Urbanisierung und erhöhte Nachfrage nach stabilen Baumaterialien für Neubauten einhergeht. In den Industrienationen stehen Renovierungen und Instandhaltungen stärker im Fokus. In diesen Regionen wird Nachhaltiges Bauen ein Wachstumstreiber sein. Innovative Materialien wie Faserbetone ermöglichen langhaltende, leichte und flexibel formbare Bauteile. Hochleistungsdämmstoffe dienen der Energieeffizienz und sorgen für ein verbessertes Wärmeprofil. Hier können spezialisierte Bauchemikalien einen entscheidenden Beitrag leisten.
Der Markt ist global relativ konsolidiert. Im Zuge der Portfoliosteuerung verkauft BASF momentan seine Bauchemiesparte. Sowohl auf globalem als auch auf nationalem Level entwickeln sich spezialisierte Bauchemieunternehmen, die nicht länger in ein größeres Gesamtkonstrukt eingebunden sind.
Branche trotzt Konjunktureintrübung in der deutschen Industrie
Seit dem zweiten Halbjahr 2018 schwächelt die Industriekonjunktur in Deutschland. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie kann jedoch auf eine positive Entwicklung des eigenen Sektors zurückschauen und erwartet auch in Zukunft, der abkühlenden Konjunktur zu trotzen. Dies füllt die Auftragsbücher der deutschen Bauchemieproduzenten, die – je nach regionalem Fokus – positiver in die Zukunft schauen als Hersteller von sonstigen chemischen Produkten. In den letzten Jahren haben sich laut dem Branchenverband Deutsche Bauchemie e. V. die Umsätze mit mineralischen Dichtungsschlämmen (+15 % in 2018), mineralischen Mörtelsystemen (+9 % in 2018) und Produkten für Schutz und Instandsetzen von Betonbauteilen (+9 % in 2018) besonders positiv entwickelt. Einzig bei Bitumendickbeschichtungen ist der Umsatz in 2018 um 1 % zurückgegangen, was auf einen deutlichen Preisverfall zurückzuführen ist.
Ihren Erfolg nutzt die Branche, um sich für die Zukunft zu rüsten. Die Produzenten haben 2018 über ihren Dachverband und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut ein Großprojekt zur Digitalisierung in der Bauchemie gestartet. Ziel ist es, den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks digital abzubilden und standardisiert verarbeiten zu können. Bauchemikalien sollen gezielt eingesetzt werden, um Bauwerke stabil und nachhaltig zu gestalten.
Sven Anders ist Abteilungsdirektor und Head des Sektorteams Industrials, Mobility & Construction der IKB. Er betreut insbesondere Unternehmen aus den Chemiebranche und ist hier involviert in Finanzierungs- und Corporate Finance-Transaktionen der Bank. Nach dem Master of Science in Finance an der Norwegian School of Economics (NHH) hat er seine ersten beiden Berufsjahre bei einer Unternehmensberatung absolviert, bevor er 2018 zur IKB stieß.
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