[Industrials & Automotive-Information vom 21. Oktober 2019] Die Batteriezellenfertigung für Elektroautos wird von asiatischen Herstellern dominiert: LG Chem (Südkorea), Panasonic (Japan), CATL (China) und SK Innovation (Südkorea). Gemäß dem International Council on Clean Transportation lag die Batterieproduktionskapazität 2017 bei 80 Gigawattstunden (GWh). Der Anteil der genannten Asiaten lag bei ca. 50 %. Bis 2024 könnte die Kapazität auf ca. 800 GWh steigen – eine Verzehnfachung in sieben Jahren. Damit soll der erwartete Anstieg an Elektrofahrzeugen bedient werden.

Lange wurde in Europa nur zugeschaut, wie sich Asien die Vorherrschaft der Batteriezellenfertigung sicherte. Europäische OEM (Original Equipment Manufacturer – Erstausrüster) müssen die Batteriezellen folglich zukaufen, weil sie keine eigene oder nennenswerte europäische Alternative haben. Damit wandert ein großer Teil der Wertschöpfung nach Asien ab. Elektroautos sind aufgrund des Antriebs deutlich weniger komplex als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Im Motor steckt die Ingenieurskunst. Während ein Dieselmotor aus ca. 3.000 Teilen besteht und ein Ottomotor aus ca. 2.000 Teilen, besteht ein Elektromotor aus lediglich ca. 200 Teilen. Damit werden auch zahlreiche Mitarbeiter in der Produktion perspektivisch überflüssig.

Geplante Batteriezellenfertigung wächst

Um dem entgegen zu wirken, hat Bundeswirtschaftsminister Altmaier eine Milliarde € an Fördergeldern in Aussicht gestellt. Für diese Fördergelder hatten sich bis zur Frist im März 2019 sieben Konsortien beworben. Diese Bewerbungen werden sukzessive bearbeitet und im Erfolgsfall Fördergelder genehmigt. So sollen in der EU bis zu 25 Fabriken für Batteriezellen entstehen. Eins dieser Konsortien besteht z. B. aus VW und dem schwedischen Start-up Northvolt für den Aufbau einer Zellfertigung am VW-Standort Salzgitter.

Insgesamt gibt es per September 2019 zahlreiche Projekte für den Bau europäischer Batteriezellenfertigung. Insgesamt soll die Kapazität bis 2023/24 ca. 150 GWh betragen. Weltweit soll die Kapazität dann insgesamt bis auf 800 GWh ansteigen.

 

 

 

 

 

Abhängigkeit von wesentlichen Rohstoffen

Europa wird weiterhin bei der Beschaffung  von den zentralen Rohstoffen Lithium und Cobalt von Asien abhängig bleiben. Cobalt kommt in erster Linie aus dem Kongo, wird jedoch von chinesischen Firmen gefördert. Lithium kommt ebenfalls zum Großteil von China und zusätzlich Chile.

Die EU hat für beide Rohstoffe keine nennenswerten Vorkommen bzw. Produktion. Dabei ist die Gewinnung sehr umstritten: Für die Lithiumgewinnung sind große Mengen Wasser vonnöten, die das Grundwasser aufbrauchen und die Landwirtschaft erschweren, zudem findet der Abbau von Cobalt zum Teil durch Kinderarbeit statt. Eine ressourcenschonende und sozial vertretbare Lösung gibt es bislang nicht.

 

Starker Anstieg der Batterienachfrage

Unabhängig davon wird in den kommenden Jahren ein enormer Zuwachs bei der Batterienachfrage erwartet. Dieser deckt sich mit den stark steigenden Kapazitäten und wird überproportional durch Elektrofahrzeuge getrieben. Somit wird erwartet, dass die Nachfrage zwischen 2016 und 2030 um das 50-Fache und im Vergleich zu 2020 bis 2030 um das 15-Fache ansteigen wird.

Dies verdeutlicht, dass Elektrofahrzeuge sich zunehmend durchsetzen könnten, auch wenn z. B. in Deutschland die Zulassungsquote für reine Elektrofahrzeuge von Januar bis September 2019 lediglich bei 1,7 % lag.

Für Zulieferer wird es entscheidend sein, das Produktportfolio entsprechend vorzubereiten und frühzeitig relevante Kompetenzen aufzubauen, um sich auf einen Rückgang der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor vorzubereiten.

 

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Sven Anders, CFA
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