[Consumer & Retail-Information vom 8. Dezember 2022]

Am Ende des schwierigen Jahrs 2022 diskutierte die IKB in ihrem jährlichen Automotive-Webseminar den Ausblick für das Jahr 2023.

Der Beginn des Russland-Ukraine-Krieges im Februar 2022 belastete die bis dahin anziehende Erholung der Weltwirtschaft und die sich belebende Automobilkonjunktur. Schnell kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Rohstoffpreise auf breiter Front. Vor allem explodierten die Energiepreise. Nachdem zunächst Sorgen über Lieferstörungen bei der Durchleitung von Erdgas durch die Ukraine vorherrschten, bestimmte ab Jahresmitte 2022 der russische Lieferstopp von Erdgas nach Westeuropa die Diskussion.  Es kam dann im Verlauf des zweiten Halbjahres zu divergierenden Entwicklungen. Einerseits bewirkten Rezessionssorgen wieder einen deutlichen Preisrückgang, anderseits ist die Versorgungssicherheit weiterhin ein großes Thema. Viele mittelständische Firmen haben Probleme, für das Jahr 2023 zumindest einen Jahresvertrag für den Bezug von Strom oder Erdgas zu erhalten. Positiv ist jedoch, dass sich zuletzt die Engpasssituation entlang der globalen Lieferketten etwas entspannte, was sich nicht zuletzt im Rückgang der Frachtraten niederschlug.

Mittel- und langfristig bestimmen die Herausforderungen aus der Transformation der Automobilindustrie die zukünftige Entwicklung. Die Umsetzung der ESG-Kriterien erfordert oft zusätzlichen administrativen Aufwand wie etwa die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Der von den OEM erwartete Nachweis über die jeweiligen CO2-Fussabdrücke und die Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette erfordert ebenfalls einen hohen Kosten- und Personalaufwand.

Light Vehicle Produktion mit verbesserten Aussichten für 2022 und 2023

Erfreulich verlief im bisherigen Jahresverlauf die Inlandsproduktion von Light Vehicles; sie lag in den ersten 11 Monaten des Jahres 2022 um 12 % über dem Vorjahresstand. Zudem zeichnet sich auch eine sehr ordentliche Produktion im Dezember ab. IHS prognostiziert für 2023 auch einen Anstieg der globalen Produktion um gut 2,6 Mio. Stück, dem in den nächsten Jahren weitere deutliche Zuwächse folgen sollen (s. Grafik).

Mathias Heck von Moody‘s hingegen gab für das Jahr 2023 einen eher verhaltenen Ausblick und geht bei der globalen Produktion von Light Vehicles von einer Seitwärtsbewegung aus. Aufgrund der von Moody‘s erwarteten weiteren Entspannung entlang der globalen Lieferketten prognostiziert die Ratingagentur jedoch eine Verbesserung der Ertragsmargen bei den Zulieferern, während sie im Gegenzug eine Normalisierung der Margen bei den OEM annimmt, die in den Jahren 2021 und 2022 stark angestiegen sind.

Ertragssituation der Zulieferer wird sich entspannen

Eine Verbesserung der Ertragssituation bei den Zulieferern ab der zweiten Jahreshälfte 2023 erwartet auch Reinhart Wider, Leiter Präventives Risikomanagement des Volkswagen Konzerns. Wider begründet die prognostizierte Erhöhung der Margen mit Kompensationszahlungen der OEM für höhere Kosten der Zulieferer, die schon im Verlauf des zweiten Halbjahres 2022 anfielen. Weitere Gründe sind die Entspannung bei den Rohstoffpreisen und die deutlich verbesserte Verfügbarkeit von Teilen und Komponenten.

Für die Zusammenarbeit mit den Zulieferern ist für die OEM zukünftig jedoch vor allem die Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle entscheidend. Dazu gehört die Fähigkeit notwendige Transformationen aktiv anzugehen und zu bewältigen, sich als wesentlicher Partner der OEM zu positionieren und flexibel auf wechselnde Anforderungen zu reagieren.

Auf die Impulsvorträge folgte eine lebhafte Diskussion, an der sich viele der rund 120 Teilnehmer im Chat beteiligten.

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