[Energy, Utilities & Resources-Information vom 16. April 2024]

Aluminium spielt auf dem Weg zur Klimaneutralität eine wichtige Rolle. Einerseits ist dessen Herstellung extrem energieintensiv, sodass sich durch Investitionen in verstärktes Recycling sowie die Energie- und Ressourceneffizienz große Mengen Treibhausgase einsparen lassen. Andererseits setzt sich der Anstieg der industriellen Nachfrage nach dem Leichtmetall aufgrund seiner positiven Eigenschaften branchenübergreifend fort. Mit dem wachsenden Interesse von Endkunden und somit auch nachgelagerten Wertschöpfungsstufen an dem Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch das ESG-Reporting weiter an Bedeutung. Zudem werden mit der stufenweisen Umsetzung der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) sukzessive alle Unternehmen von regulatorischen Berichtspflichten erreicht werden, für die Mehrzahl der größeren Unternehmen greifen verbindliche Berichtsstandards ab dem Geschäftsjahr 2025.

Konjunkturabkühlung und Energiepreise belasten europäische und deutsche Produktion

Trotz des starken Rückgangs gegenüber dem Rekordjahr 2022 liegen die Energiepreise immer noch signifikant über dem Niveau der späten 2010er Jahre, insbesondere wenn die Abgaben und Umlagen trotz einzelner Entlastungen hinzugerechnet werden. Insofern überrascht in Verbindung mit der konjunkturell bedingten Nachfrageschwäche der erneute Rückgang der europäischen Aluminiumproduktion um 7 % im vergangenen Jahr nicht. In Deutschland betrug der Rückgang sogar 10 % auf 2,98 Mio. t mit einem Minus von 45 % bei der Produktion von Primäraluminium auf nur noch rd. 190.000 t, worin sich auch die Schließung einer von vier verbliebenen Hütten widerspiegelt. Auch in der Weiterverarbeitung verzeichnete die deutsche Aluminiumindustrie mit 9 % ein deutliches Minus. Besonders stark fiel der Rückgang bei den Strangpressprodukten um 15 % auf rd. 500.000 t aus. Der Rückgang von 7 % bei den Walzprodukten auf rd. 1.830.000 t komplettiert das schwache Bild.

Global hingegen stieg die Primäraluminiumproduktion um 2,3 % und erreichte mit 70,6 Mio. t einen neuen Rekordwert. Der Anstieg der chinesischen Produktion war im letzten Jahr der Treiber des globalen Wachstums. Für die nächsten Jahre erwartet die IKB ein moderates Wachstum der weltweiten Primärproduktion auf 75 Mio. t im Jahr 2027 und somit eine Fortsetzung des strukturellen Angebotsdefizits.

Denn auf der Nachfrageseite sorgen der Trend zum Leichtbau und zur E-Mobilität sowie der Ausbau der Erneuerbaren Energien weiterhin für zusätzliche Impulse. Ein weiterer Ausbau der Recyclingkapazitäten zur Deckung des Aluminiumbedarfs und zur Verbesserung der Energiebilanz und des CO2-Ausstoßes ist notwendig. Mit der schrottbasierten Aluminiumproduktion lassen sich rd. 95 % der Energie gegenüber der klassischen Produktion von Primäraluminium einsparen – ein großer Hebel zu mehr Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Branche stellt sich eher heterogen dar

Die Themen Ausbau von Recyclingkapazitäten und Ressourceneffizienz spiegeln sich auch in den in der Branche verfügbaren Nachhaltigkeitsberichten wider. In einer von der IKB zum Jahresanfang 2024 durchgeführten Kurzanalyse von 15 in der Aluminiumindustrie in Deutschland tätigen Unternehmen veröffentlichten elf Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht auf ihrer Homepage. Von diesen elf Unternehmen verfügten sieben zudem über ein externes ESG-Rating. Da sich der Kreis der berichtspflichtigen Unternehmen mit der CSRD ab dem Geschäftsjahr 2025 noch einmal deutlich erweitern wird, wird sich dieses Bild in den kommenden Jahren aufgrund der Einführung von verbindlichen Berichtsstandards zunehmend vereinheitlichen. Zudem findet das Thema ESG-Reporting verstärkt Beachtung bei Weiterverarbeitern und Handel, sodass Unternehmen auf allen Wertschöpfungsstufen um ein entsprechendes Berichtswesen nicht herumkommen werden.

In allen betrachteten Nachhaltigkeitsberichten finden sich zumindest in Bezug auf die Gesamtemissionen Aussagen zum ermittelten Carbon Footprint. Konkrete Angaben zu den Scope 3 Emissionen, der bei den meisten Unternehmen größten Emissionsquelle, finden sich hingegen nur in zwei Berichten. Da dies i. d. R. an fehlenden Informationen von Seiten der Lieferanten liegt, dürfte sich dieses Bild mit einer Ausweitung der Berichtspflichten in den kommenden Jahren verbessern.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass viele Unternehmen bereits seit Jahren an der Reduktion ihrer direkt beeinflussbaren Emissionen (Scope 1 und 2) arbeiten und ihren Lieferanten Reduktionsziele vorgeben (Scope 3). Hierunter fallen beispielsweise Investitionen in neue Strangpressanlagen, die zu höherer Ressourceneffizienz sowie Energie- und CO2-Einsparungen beitragen. Derartige Anstrengungen sowie Investitionen in Recycling bzw. Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz werden weiter intensiviert werden müssen. Damit verbunden ist auch das Erfordernis, die Schrottversorgung abzusichern, da weltweit eine steigende Schrottnachfrage zu verzeichnen ist u. a. aus China, dem größten Aluminiumproduzenten. Treibender Faktor ist auch hier die anziehende Nachfrage nach kohlenstoffarmen Aluminium.

Fazit: ESG-Reporting bei vielen Unternehmen noch ausbaufähig

Die schwache Konjunktur und hohe Energiekosten belasten die europäische und insbesondere auch deutsche Aluminiumindustrie. Mittelfristig sollte aber die europäische Klimaschutzpolitik für Impulse auf der Nachfragseite sorgen. Der Hochlauf der E-Mobilität erfordert mehr Leichtbau in der Automobilbranche, die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden und nicht zuletzt der Photovoltaik-Boom im Rahmen der Energiewende zieht einen hohen spezifischen Aluminiumbedarf nach sich. Gleichzeitig wird von Endkunden und Weiterverarbeitern in der Wertschöpfungskette zunehmend der Grad der Nachhaltigkeit in der Produktion hinterfragt. Insofern sind etwaige Lücken in der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht nur aufgrund der vom Gesetzgeber gesetzten Fristen kurzfristig zu schließen.

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