[Healthcare, Pharma, Chemicals-Information vom 16. August 2019] Zu den agrochemischen Produkten gehören Insektizide, Düngemittel, Herbizide, Fungizide und weitere Chemikalien wie Bio-Pestizide, Wachstumsregulatoren und Rodentizide. Bauern und Gärtner setzen Agrochemikalien hauptsächlich zum Schutz von Nutzpflanzen, zur Erhöhung des landwirtschaftlichen Ertrags und zur Entfernung von ungewollten Unkräutern ein. In Asien ist die Landwirtschaft nach wie vor der größte Industriezweig. Hier erwartet die IKB auch in Zukunft, insbesondere in China und Indien, das stärkste Wachstum. In Deutschland ist der Markt für Pflanzenschutzmittel laut Industrieverband Agrar (IVA) seit fünf Jahren hingegen rückläufig. Düngemittelproduzenten stehen vor entscheidenden Herausforderungen wie einer Übersäuerung der Böden und extremen Temperaturen. Innovative Produkte wie Biostimulanzien, die natürliche Fähigkeiten der jeweiligen Pflanzen verstärken und digitale Anwendungen und Betriebsmittel sollen hierzulande für Wachstum sorgen. Das Segment wird global von Großanbietern dominiert, die häufig auch das zugehörige Saatgut verkaufen. Zu den führenden Herstellern in Deutschland gehören neben BASF, Bayer, Borealis, Corteva, DOMO Caproleuna, ICL, K+S, Solvay, Syngenta und Yara auch AlzChem, Cheminova, COMPO, Nufarm, SKW Piesteritz und W. Neudorff.

Pflanzenschutzmarkt in Deutschland rückläufig

Laut IVA ist der Pflanzenschutzmarkt 2018 weltweit um 5,2 % gewachsen. Asien-Pazifik ist mit 30,2 % der größte Absatzmarkt, gefolgt von Lateinamerika mit 23,8 % und Europa mit 22,6 %. Die Entwicklung in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern ist dagegen rückläufig. Besonders Nord- und Ostdeutschland haben ab April 2018 unter der extremen Dürre gelitten. Der Umsatz mit Herbiziden ist in Deutschland 2018 um 4,4 % auf 568 Mio. € gefallen. Dies liegt vor allem an der deutlich gesunkenen Anbaufläche für Raps, während Getreide, Rüben und Mais eine positive Entwicklung gezeigt haben. Im Bereich der Fungizide ist der Markt im Vergleich zum Vorjahr gar um 12,3 % geschrumpft. Diese Entwicklung liegt an deutlich niedrigeren Marktvolumina in Norddeutschland, der ausgeprägten Dürre und der schwachen Entwicklungen im Rapsanbau. Generische Produktangebote haben die Preise gedrückt. 2018 wurden deutschlandweit 132 Mio. € für Insektizide ausgegeben. Dies sind 3,1 % mehr als im Vorjahr. Die positive Entwicklung liegt in einer stärkeren Behandlung der Herbstaussaat und einer intensiven Bekämpfung von Blattläusen begründet. Sonstige Pflanzenschutzmittel wie Wachstumsregulatoren, Rodentizide und Molluskizide hatten 2018 in Deutschland einen Umsatzeinbruch von 11,7 % auf 83 Mio. € zu verzeichnen. Durch die Trockenheit wurden deutlich weniger Schneckenköder benötigt und Wachstumsregulatoren haben unter einem Preisverfall und kühlen Temperaturen in Februar und März gelitten. Aktuelle Daten zeigen, dass sich die Entwicklungen 2019 fortsetzen. Die Branche spürt die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland deutlich.

Weltweit konnten laut IVA in der Erntesaison 2017/18 Rekordernten bei Weizen und Reis verbucht werden, während der Rückgang bei grobkörnigem Getreide zu einer insgesamt schwächeren Ernte als 2016/27 geführt hat. Der Absatz von Düngemitteln hat sich global positiv entwickelt, die Absatzmengen konnten insgesamt um 1,3 % auf 187 Megatonnen gesteigert werden. Phosphat hat mit 2,0 % den größten Beitrag zum globalen Wachstum geliefert, während Kali ein Plus von 1,7 % und Stickstoff von 0,8 % verbucht haben. Für 2018/19 wird auf Basis von aktuellen Daten mit einem verhaltenen Absatzzuwachs gerechnet. In Osteuropa wird der Markt auch in diesem Jahr wachsen, während in West- und Mitteleuropa mit sinkenden Absatzzahlen zu rechnen ist. In Deutschland macht den Düngemittelherstellern vor allem die Trockenheit und die negative Wasserbilanz zu schaffen. Der Branchenverband IVA berichtet in 2017/18 von einem Rückgang der abgesetzten Mengen für Stickstoffdünger von 9,8 %. Phosphatdünger gingen um knapp 10 % zurück und Kaliprodukte um 9,9 %. Allein Kalkdünger konnten ihren Absatz um 9,5 % steigern.

Um den Rückgang in ihrem klassischen Geschäft mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu kompensieren, setzen immer mehr Anbieter auf Komplettangebote vom Saatgut bis zur Feld-Monitoring-App. Während in Europa das Geschäft mit genverändertem Saatgut und den dazugehörigen Pestiziden gesellschaftlich bisher nicht gewollt ist, ist diese Art des Anbaus in Nord- und Südamerika sowie in Teilen Asiens weit verbreitet. Übernahmen wie die von Monsanto durch Bayer, die von Syngenta durch ChemChina oder der Zusammenschluss der Agrogeschäfte von Dow und DuPont zu Corteva haben in der jüngsten Vergangenheit das Wettbewerbsumfeld geprägt. Im Gegensatz zur chemischen Industrie insgesamt ist die Digitalisierung im Agrarbereich schon deutlich vorangeschritten. Hersteller von Agrochemikalien bieten digitale Bewässerungs-, Dünge- und Pflanzenschutzlösungen, die die Effizienz der Bauern steigern. Die Branche nimmt den einhergehenden Kannibalisierungseffekt in Kauf, da sie im Zuge von steigenden Nachhaltigkeits- und Effizienzanforderungen erkannt hat, dass ihr klassisches Geschäftsmodell weiterentwickelt werden muss. Der zusätzliche Service durch die Anbieter von Agrarchemikalien erlaubt eine verstärkte Kundenbindung und ein lösungsbasiertes Preismodell.

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